21.11.2011 - 21:08 Uhr
93 Posts
Saunaobensitzer
|
Am Samstag war es mal wieder soweit. Nach meinem "Ausrutscher" mit anschließendem mehrmonatigem Saunastop im vergangenen Jahr war ich mal wieder in den Schwabenquellen im Stuttgarter SI-Zentrum (Musical-Gelände).
Wer hier kostenlose Parkplätze sucht, dem sei empfohlen, gar nicht erst loszufahren. In früherer Zeit, so weiß meine Freundin, konnte man noch die umliegenden Wohngebiete zuparken, was mittlerweile durch Schranken verhindert wird. Man parkt bequem in einer großen TG und zahlt am Ende seines Besuchs einen "Erlebnis-Parktarif", der etwa halb so teuer ist wie für Besucher anderer Anlagen im SI-Zentrum. Ich glaube, wir haben 5 Euro für 10 Stunden bezahlt. Normal wären 15,- €.
Das SI-Zentrum ist weithin bekannt für seine Musicals, Kongreßzentren und Hotels, Bars, Restaurants, das hiesige Pflaster ist relativ hochpreisig und davon lassen sich auch die Schwabenquellen nicht ausnehmen.
Auf den ersten Blick, so könnte man es auch der Homepage entnehmen, handelt es sich um eine Wellness-Oase der Extraklasse. Tageskartenpreise iHv 33,- in der Woche / 36,- am WE lassen ebenfalls darauf schließen.
Der Eingangsbereich ist nüchtern. Hier gibt es auch bereits die Wertschließfächer. Umkleiden sind geschlechtergetrennt, entsetzlich eng (1,50m Bank auf 20 superschmale Schränke) und optisch nicht sonderlich ansprechend. Mit seinem Chiparmband steuert man ein Terminal an und läßt sich dort einen freien Schrank zuweisen, der auch nur von diesem Terminal aus geöffnet werden kann. Geschlossen wird mit dem Chip direkt am Schrank. Es folgt eine hübsch geflieste Dusche, ein Waschraum mit separatem WC-Bereich und schon betritt man den Aufbewahrungsbereich für seine Taschen. Die meisten Fächer sind für heutige Taschen viel zu klein und es gibt auch viel zu wenige davon. Nur hier werden auch die jeweils nächsten 3 Aufgüsse angeschrieben, alle 20 Minuten gibt es in 3 verschiedenen 90°-Saunen Aufgüsse, also gut zu merken alle 60 Minuten in derselben Sauna einen.
Von hier aus schaut man in die kreisrunde auf mehreren Ebenen angeordnete Innensaunalandschaft, das Ambiente ist tropisch angehaucht, mittig befindet sich die Lagune, ein Schwimmbereich mit kühlen 24°, das einzige Abkühlbecken (Tauchbecken hat man beim Bau wohl vergessen).
Saunakabinen gibt es 6: Eine 60°-Klangsauna im Keller unterhalb des Ruhebereichs "Tempel der Maya", eine weitere 60°-Sauna als Meditationssauna, die 3 bereits erwähnten 90°-Aufgußsaunen, davon eine im kargen Außenbereich und eine 80 Grad-Sauna.
Darüberhinaus existieren 7 Dampfbäder und Schwitzräume verschiedener Kulturen und Bauformen, die wie die Saunakabinen sämtlich sehr schön gestaltet und auch mehrmaligen Besuch wert sind.
Letztlich gibt es noch verschiedene Ruhebereiche, die ihrem Namen jedoch nicht viel Ehre machen, da bis auf den japanischen und den maurischen alle als Durchgangsbereiche angelegt und das Rauschen der Wasserbereiche und Stimmen der Badegäste allgegenwärtig sind. Der japanische Bereich war für unsere Begriffe zu kalt und ungemütlich, der maurische zu verqualmt (Raucherruheraum). Einen weiteren Ruhebereich gibt es im Außengelände, mit Himmelbetten im Sommer (jetzt natürlich teilabgebaut), in dem es schön ruhig war, weil sich hierhin kaum wer verirrt (Kanto-Beach). Im Sommer soll es hier auch eine Bar geben (beim Besuch im August 2010 nicht geöffnet).
An Wasserwelten gibt es neben der Lagune noch das solehaltige Geysirbad im Innen- und Außenbereich sowie 2 Whirlpools 1x innen, 1x außen, sowie 3 Frischwasserbottiche für Einzelbadende gegen Engelt (2,50). Duschen sind rings um die Saunen sowohl in normaler wie auch in Erlebnisbauform zahlreich vorhanden.
Aufgüsse:
Uns sind nur reine Aromenaufgüsse aufgefallen. Diese sind recht unterschiedlich, leider auch, was Intensität der Düfte und der Darbietung anbelangt. Der Aufgußduft in der kleinen Finnischen Sauna roch nach nichts, die Beigabe "Finnische Birke" nach Aufgußende kam aus der Sprühflasche und roch nach Parfüm, wir haben darauf verzichtet. Obwohl es der erste Aufguß der Dame war (oder deshalb?), wurde es oben nicht wirklich heiß.
Der Aufguß in der Außensauna (Kanadische Blockhaussauna) hingegen wurde in der 4. Ebene ziemlich heiß, ohne daß die Aufgießerin viel dafür tun mußte. Hier wird immer mit Eis aufgegossen und es wird schon auf der HP darauf aufmerksam gemacht, daß hier die heißesten Aufgüsse stattfinden.
Am besten hat uns Stephans Melisse-Aufguß in der "Balinesische Kräutersauna" gefallen. Hier wurde richtig gewedelt und angeschlagen und obwohl man hier nur unten und in der Mitte sitzen kann, wurde uns richtig klasse eingeheizt. Übrigens auch mit Eis, obwohl davon nichts zu lesen war. Eine Kelle wurde dabei übrigens statt auf den Ofen immer auf die Schwenkschale über dem Ofen gegossen.
Nach den meisten Aufgüssen gibt es irgendetwas zum Naschen - Brausebonbons, Obst, Eis, etc.
Gastronomie: Es gibt ein SB-Restaurant, das baulich nicht vom Rest der Anlage getrennt ist und auch als Durchgangsbereich fungiert. Der letzte Tisch ist quasi neben den Aufgußduschen, auf der anderen Seite am Durchgang zum Raucherbereich. Speisen kann man sich vom Buffett nehmen oder etwas warmes an der Kasse bestellen, man erhält ein Medium, das bei Fertigstellung der Speisen lustig leuchtet und auf dem Tisch herumhüpft. Für meine Begriffe geht ein SB-Restaurant für eine Anlage dieses Anspruchs gar nicht. Um überhaupt einen Tisch zu bekommen, mußte einer diesen bewachen, während der andere sein Essen zusammensuchte und bestellte. Abräumen darf man natürlich auch selbst. Und dass dort überwiegend nackte Menschen mit ihrem Universalhandtuch anzutreffen sind, versteht sich von selbst.
Womit ich bei der Besucherstruktur ankomme. Man mag ja glauben, angesichts der hohen Eintrittspreise (Minimum am WE 21,90 für 2 Std) träfe man hier nur auf gesittete Saunabesucher. Weit gefehlt, hier trifft man sie alle: Die Einhandtuchfüralles-Menschen, die Schlappenlosen, die Liegenreservierer von Malle, die Taschenschlepper und die Sabbler im Ruhebereich sind ebenso anzutreffen wie die ernährungsbewußten mit Tupperdosen und die Raucher im Nichtraucherbereich. Trotz sichtbarer Gebots- und Verbotstafeln stört sich hier niemand daran, Personal eingeschlossen.
Fazit
Wir hatten einen netten Tag (15-01 Uhr), haben schön geschwitzt und im ruhigen Tepidarium sowie im ebenso ruhigen Laconium klasse entspannt (dat is nix für den Malle-Mann !!) sowie lecker und günstig gefuttert. Das vielfältige Angebot rechtfertigt bestimmt einen höheren Preis. Wer hier jedoch Ruhe und Erholung sucht, ist fehl am Platz. Die Schwabenquellen sind in meinen Augen eine Spaß- und Erlebnissauna für 1x im Jahr, aber ganz sicher ungeeignet für den ambitionierten Saunagänger. Aber der findet im Umland seine Anlage im gewünschten Ambiente und angemessener Preisgestaltung. |