8.4.2018 - 12:05 Uhr
128 Posts
Dr.Sauna
|
Redingen an der Attert liegt im Westen von Luxemburg, keine zehn Kilometer von der belgischen Grenze entfernt. Als lokale Berühmtheit hat das Städtchen Jean-Claude Juncker aufzubieten, der hier geboren wurde. Die „Réidener Schwemm“ (oder Schwämm oder Schwëmm, so einig scheint man sich in diesem Falle nicht zu sein) ist eine gemeinschaftliche Einrichtung fast sämtlicher Ortschaften des Kantons und liegt am Ortsrand von Redingen, unmittelbar am Schul- und Sportzentrum und einem Cactus-Supermarkt. Aus unerfindlichen Gründen wurde die Ausfahrt des Kreisels zum Parkplatz des Bades dauerhaft gesperrt, so daß man schon vorher in die Rue Seitert abbiegen muß. Die Parkplätze des Bades sind kostenlos und befestigt.
An der Kasse des Bades erhält man gegen Entrichtung des Eintrittspreises einen Chipcoin, der leider ausschließlich für den Zugang zum Bad benötigt wird. Essen und Getränke müssen bar bezahlt werden. Der Saunabereich mit Garten wurde erst vor fünf Jahren an das bereits zehn Jahre bestehende Schwimmbad angebaut und grundlegend renoviert. Um dorthin zu gelangen, nimmt man nicht das Drehkreuz zum Bad, sondern verläßt das Gebäude wieder und geht außen herum um die Ecke zu einer Tür mit der Aufschrift „Wellness“. Diese sollte zu den Öffnungszeiten aufgeschlossen sein, zur Not ist aber auch eine Klingel angebracht. Unmittelbar hinter der Tür ist das Drehkreuz zum Saunabereich. Es ist recht eng und zwei Meter hoch. Große Taschen kann man auf einer Ablage daneben durchschieben, damit der Gast auch unfallfrei durchkommt. Hinter dem Drehkreuz steht man gleich im Umkleidebereich, der offen und gemischt ist. Für allzu Schamhafte steht eine separate Kabine bereit, für dreckige Schuhe ein Karton mit Überziehern. Eine Tür mit der Aufschrift „Schwimmeister“ stellt den direkten Durchgang für das Personal zum Schwimmbad dar, Gäste nehmen zu diesem Zwecke die Tür mit der Aufschrift „Sortie piscine“. Es folgen noch zwei weitere großräumige Umkleidebereiche, die mit hochwertigen Keramikelementen gestaltet wurden. In dem mittleren hiervon sind auch Vorreinigungsduschen zu finden. Die Schränke, aus blauem Glas gearbeitet, werden mit einem Drehknauf verschlossen, nachdem man den Chip in das zugehörige Armband geschoben hat (dieses System haben z. B. auch Landstuhl und Kaiserslautern). Leider gibt es nur halbe Schränke, so daß große Saunataschen nicht mit eingeschlossen werden können. Das wäre weiter kein Problem, wenn es denn Taschenablagen gäbe. Gibt es aber leider nicht. Die meisten Gäste stellen ihre Taschen daher auf die Schränke oder in die Ecken. Bei schönem und warmem Wetter (wie bei meinem Besuch) hat man die Möglichkeit, die Tasche mit zu einer Liege nach draußen zu nehmen.
Der übrige Innenbereich ist rasch erkundet: Hinter dem dritten Umkleidebereich folgt rechts ein Abkühl-Duschbereich mit Schlauch, Regen- und Seitenbrausen, dessen Eingang umsäumt ist von zwei Trinkwasserspendern. Gegenüber ist der Ausgang zum Außenbereich. Das Dampfbad für ca. zehn Personen, auch aus hochwertiger Keramik gearbeitet, stellt den einzigen Schwitzbereich innen dar. Den Abschluß bildet ein Ruheraum, in dem Rattanliegen mit gemütlich aussehenden, dicken grünen Auflagen mit integriertem Kissen geboten werden.
Sämtliche Saunen sind im Außenbereich zu finden, von links nach rechts sind dies: Die kleine Ruusu-Sauna mit Rosenquarz auf dem Ofen und Rosenöl als Duftnote. In der 90 °C heißen Kelo-Erdsauna finden die frühen Aufgüsse statt, wenn es in der Sauna noch nicht so voll ist. Die Valo-Sauna bietet Farbwechsel-Lampen (die allerdings am hellen Tag dank den Fenstern kaum wahrnehmbar sein dürften). Die 90 °C heiße große „Voluttà“-Aufguß-Sauna ist für 40 Personen ausgelegt. Drei sehr breite Sitz- und Liegebänke lassen kein Gefühl von Beengtheit aufkommen. Hier werden ab dem späten Nachmittag die Aufgüsse zelebriert. Unter demselben Dach findet sich auch ein weiterer Ruheraum mit einfacher gestalteten Liegen mit roten Auflagen. Außerdem befindet sich hier ein Zugang zu einem Fitneßraum im Untergeschoß, den ich aber nicht in Augenschein genommen habe. Außen ist noch die Saunabar zu finden, die aber meist geschlossen bleibt und überdies ohnehin nur Getränke (diese aber zu moderaten Preisen) bietet. Die Außenanlage ist insgesamt in sehr gepflegtem Zustand, und es stehen etliche Liegen für die Besucher bereit. Leider ist er teilweise von einem Parkplatz einsehbar, bis die Koniferen dicht genug gewachsen sind.
Ich habe drei Aufgüsse besucht, einen in der Kelo-, die beiden anderen in der Voluttà-Sauna. Zeiten, Düfte und Aufgießer werden per Aushang am Ausgang zum Außenbereich bekanntgegeben. Die Ansagen erfolgten, je nach Sprachkenntnissen des Personals, zweisprachig französisch-luxemburgisch oder nur frankophon. Aufgegossen wurde in fünf bis acht Runden, in der Voluttà-Sauna mit einer Pause, in der der Gast sich mit Honig einreiben kann. Hier wird danach mit einem zweiten Duft gearbeitet. Verwedelt wurde mit Handtüchern und Fächern, es wurde ordentlich heiß, und die Düfte waren gut erkennbar und angenehm. Auch ohne gesonderte Aufforderung herrschte während der Aufgüsse Ruhe. Beim dritten von mir besuchten Aufguß gab es als Zugabe vor und nach dem Aufguß für jeden Gast ein Viertel (!) Orange.
Der Eintrittspreis für die Sauna beinhaltet auch den Besuch fürs Schwimmbad. Hierfür muß man durch die oben erwähnte „Sortie piscine“-Tür gehen und ein Drehkreuz passieren, dessen Lesegeräte an der Wand angebracht sind. Das Bad ist zehn Jahre älter als die Sauna, und das merkt man ihm auch an. Das fünfbahnige 25-Meter-Becken mit Startblöcken ist aus Edelstahl gefertigt. Für Kleinkinder ist ein separates Becken neben dem Bistro vorhanden, ferner ein kleines gekacheltes Warmbecken mit Schwalldusche, ein Whirlpool und eine recht unspektakuläre 45-Meter-Rutsche, die aber zum Ende dieses Jahres durch zwei neue ersetzt werden wird. Leider war das ebenfalls aus Edelstahl gefertigte Außenbecken mit Sprudelliegen und kleinem Wellenbecken noch geschlossen. Das Bistro bietet Kleinigkeiten zu relativ günstigen Preisen an, lukullische Gaumenfreuden darf man indes hier nicht erwarten.
Das Publikum der Sauna bestand wegen der Grenznähe zu einem großen (wenn nicht gar dem größten) Teil aus frankophonen Belgiern, Damen wie Herren zu etwa gleichen Teilen vertreten, auch vom Alter her gut durchmischt. Kinder habe ich zwar keine gesehen, sie dürfen aber auch die Sauna nutzen. Auch zu Spitzenzeiten war es nie überfüllt. Insgesamt eine Anlage, die man auf jeden Fall bei schönem Wetter in Betracht ziehen sollte, wenn man zwischen den Saunagängen nicht ausgiebig zu tafeln wünscht.
Die Tageskarte für Erwachsene kostet 18 €, es gibt auch Zehnerkarten für 162 € sowie ein Monatsabonnement für 85 €. Geöffnet ist täglich, montags bis freitags von 14 bis 21 Uhr, mittwochs und donnerstags sogar bis 22 Uhr, samstags von 12 bis 21 Uhr, sonntags von 9 bis 20 Uhr. Es werden auch Saunanächte geboten; diese kosten 40 € und bedürfen der Anmeldung. Es herrscht täglich gemischter Betrieb. |